Zu vergessenen Orten der Belsener Frühgeschichte

Wanderwart Michael Müller konnte für die Erkundung der Frühgeschichte auf Belsener Gemarkung den Buchautor Jürgen Meyer gewinnen.
Jürgen Meyer sagte, dass Belsen schon seit 3000 Jahren besiedelt ist. Aufnahmen aus der Luft und Funde bei Ausgrabungen wiesen darauf hin, dass die Kelten, die Römer, die Zollern und die Württemberger hier zugange waren. Belsen schien ein bedeutender Ort gewesen zu sein. Die Grenze zwischen Germanen und Römern verlief bei Belsen.
Frühzeitlicher Relikte wiesen auf einen Sonnenkult der damaligen Einwohner hin. Im südlichen Württemberg wurden zahlreiche Abbildungen von Sonnenrä- dern gefunden, und in Ofterdingen eine Figur, die einen Sonnengott darstellen soll. Auf frühzeitlichen Kult deuten auch die Reliefs an der Belsener Kirche hin. An den Stirnseiten der Kirche sind Löcher, bei denen zur Winter- und Sommer- sonnenwende das Licht einfällt. (Das noch Osten wurde durch den Anbau der Sakristei verdeckt.)

Im Unterbau der Kirche sind ein Fundament eines römischen Tempels, eine Mauer römischen Ursprungs (3. JH) und die Mauern der kleineren Vorkirche (um 800 n. Chr.) zu sehen.
Bei der Errichtung der heute sichtbaren Kirche (1040 n. Chr.) wurden Symbole der Vorfahren einbezogen. Wahrscheinlich sollten der Bevölkerung Vorbehalte dem neuen Glauben gegenüber genommen werden.
Die Kirche war im Mittelalter zunächst als Wallfahrtskirche mit Kloster gedacht und sollte der Grablege eines zollerischen Fürsten dienen. Das Kloster wurde nicht gebaut, nur Fundstücke von Häusern und der restaurierte Brunnen wei- sen auf den Plan hin.
Der Rundgang außerhalb des heutigen Ortes begann in Richtung Hochwas- serschutzanlage am Buchbach. Weiter ging es zum Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins, dann auf dem Obstlehrpfad zum ehemaligen Ort Johannis- weiler und zurück zur Belsener Kirche.
Gleich zu Beginn wies Jürgen Meyer auf Siedlungsreste der Steinsbreite hin. Ein 90 mal 60 m großes Areal ist auf Luftbildaufnahmen erkannt worden. Reste eines Gutshofes (vor allem von Ziegeln) finden sich dort heute noch. Ein ande- rer früherer Ort aus dem Mittelalter ist der Weiler Buch beim Hirschkopfpark- platz (14. JH), dort gab es Wasser und genügend Holz für die Köhlerei, was auf die Gewinnung von Bonerz hinweist.

Auf dem Lehrpfad des Obst und Gartenvereins (ein Teil des Römerweges) trifft man bald auf das „Obstmuseum“, eine schöne Wiese voller historischer Sorten. Alte, an die Umgebung angepasste Sorten werden dort erhalten. Die Reißer der Bäume können für die Veredelung junger Bäume genutzt werden, um den alten Bestand zu sichern (auf dem Gebiet unterhalb der Olgahöhe). Gegenüber der Weinbergstraße ist ein Hügel auszumachen, der Belsener Weinberg. Der Weinanbau geht wohl auf die Römer zurück.

Die Viereckschanzen stammen vermutlich aus der Zeit der Kelten 200 v. Chr. Die keltische Viereckschanze (Kreben) war wahrscheinlich ein Gutshof, ein eingefriedetes Gebiet, wo der Fürst oder Gutsherr, ein Dorf und ein geistli- cher Führer (Druide) lebten, so die Theorie. Die Schanze lag 1 m über dem sonstigen Gelände. Fixierpunkte an den Grenzen dienten der Orientierung in Verbindung mit anderen Schanzen und vermutlich als Kalender.

Im 14. JH ist Steinhofen erwähnt, wurde aber wahrscheinlich schon von den Kelten gegründet. Mulden im Boden deuten auf ehemalige Häuser hin. Römi- sche Ziegel wurden gefunden. Auf dem Hügel soll ein römischer Herrensitz gewesen sein. Auch hier soll in der Keltenzeit Erz verhüttet worden sein.
Von Johannisweiler wurden der Rest eines Friedhofs und der Kirche St. Johannis durch Satelittenbilder gefunden. Es war großes Dorf mit Kirche, Friedhof, Herrensitz und einem Dorfsee.

Zum Schluss wurde noch ein Stück auf der alten Zollerstraße gegangen, dann ging es zurück zum Ausgangspunkt und zur Einkehr in die Bahnhofswirtschaft Belsen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Jürgen Meyer, der sein großes Wissen zur Landeskunde mit uns teilte.
Und auch herzlichen Dank unserem Wanderwart Michael Müller für Idee und Organisation der Wanderung.
Dass das Interesse an dem Thema groß war, zeigt die Anzahl der Teilnehmer, 54 Interessierte hatten sich eingefunden.